Vertrauen aufbauen in 5 Schritten

Wie öffne ich mich jemanden anderen gegenüber? Was genau mache ich, wenn man sich für jemanden öffnet? Wie kann ich Vertrauen aufbauen?

Vor kurzem habe ich eine Emailanfrage bekommen, die das wissen wollte. Geht es dir ähnlich?

Dieser Beitrag ist 2015 erstmals erschienen und wurde 06/2022 überarbeitet!

In meinen letzten Beiträgen habe ich über Akuthilfen, wenn du dich allein fühlst und langfristige Strategien gegen Einsamkeit geschrieben. Daher weißt du vielleicht schon, dass das Gefühl von Einsamkeit entsteht, wenn deine Beziehungen nicht so sind, wie du sie gerne hättest. Einer der wichigsten Punkte in diesem Zusammenhang ist natürlich, Vertrauen aufbauen zu können. Dich auf andere Menschen einlassen und öffen zu können. Dabei ist es nicht wichtig, was dein Ziel dahinter ist – ob es verbesserte Beziehungen zu Arbeitskolleg*innen sein sollen, mehr Bekannte für Freizeit, richtige Freunde oder sogar ein*e Partner*in. Es ist sogar besser, wenn du dieses Ziel am Anfang völlig hintan stellst.

Wie du Vertrauen und neue Freundschaften aufbaust

Im Kern geht es mir heute darum, wie man Vertrauen aufbauen kann und damit auch eine Beziehung. Connection ist schon seit längerer Zeit ein immens wichtiges „Schlagwort“ für mich geworden, auch wenn das Thema „Verbindung“ bei uns noch nicht solche Verbreitung gefunden hat.  Verbindung klappt aber nur mit Vertrauen. Also wie kann man zu anderen Menschen Vertrauen aufbauen und eine wirklich tiefe Verbindung herstellen? Ich hab folgende „Schritte“ bei mir dazu gefunden:

Ist einleitend wohl ein bisschen eine Nona-Feststellung, aber klarerweise musst du den Menschen erst mal irgendwo kennen gelernt haben. Im Bus, an der Kasse, bei der Arbeit oder auf Tinder. Völlig egal wo.

1. Entscheide dich bewusst dafür, ob du jetzt gerade und mit diesem Menschen auch Vertrauen aufbauen möchtest

Bei mir ist es so, dass ich irgendwann mal die Entscheidung getroffen habe, dass ich grundsätzlich offen sein möchte. Ich bin zwar vermutlich einfach so erzogen worden, aber ich merke immer mehr, dass es auch eine grundsätzliche Entscheidung ist. Vertrauen aufbauen ist für mich sehr leicht (weil ich grundsätzlich jedem einen Vertrauensbonus gebe), aber ich weiß auch – jede Art von Beziehungsaufbau ist anstrengend für mich. Nicht in jeder Phase meines Lebens wollte ich das bzw hatte ich Platz dafür.

Wenn du Vertrauen aufbauen willst, musst du also erstmal für dich selbst klarhaben, dass du das willst und was das für dich bedeutet.

Prüfe, ob du negative Glaubenssätze hast, die dich daran hindern, dich vertrauensvoll zu öffnen!

Wichtig ist nicht nur die Frage, ob du grundsätzlich Vertrauen aufbauen möchtest oder nur bestimmten Menschen gegenüber. Es ist völlig ok, bei einem ersten Treffen nur an der Oberfläche zu bleiben und niemanden ins engere Vertrauen zu ziehen!

2. Was bist du bereit, von dir preiszugeben?

Ich hab nix zu verbergen. Ich steh zu den Dingen die ich sage und tue, was nicht heißt dass ich nicht dennoch manchmal Jahre später selbst finde, dass das ein Blödsinn war 😉 Ich finde das ist ein wesentlicher Faktor beim sich öffnen – kann man zu dem stehen, was man sagt, denkt und tut? Ja? Dann gibt es ja gar keinen Grund dafür, mit irgendwas hinterm Berg zu halten.
Der Vorteil davon ist auch, dass die Menschen merken: ich hab etwas zu erzählen und mach das auch gerne. Das heißt, ich gebe in einer Beziehung auch etwas von mir weiter.

Grundsätzlich empfiehlt es sich – wenn es dir schon schwerfällt, Vertrauen aufzubauen – dir vorher zu überlegen, was du erzählen magst und was nicht. Und falls du auf so ein Tabuthema angesprochen wirst, wie du darauf reagierst. Es ist ok zu sagen „Das erzähle ich dir gern ein ander Mal, wenn wir uns besser kennen!“ Du zeigst damit, dass es jetzt noch zu früh für dich ist und du gleichzeitig Interesse an weiterem Kontakt hast. #oversharing (also zuviel zu schnell preiszugeben) ist meistens eher hinderlich.

3. Durch Fragen zeigst du Interesse und baust gegenseitiges Vertrauen auf

Ganz oft höre ich, dass Menschen vor allem bei Dates sofort der Gesprächsstoff ausgeht, wenn sie das Gegenüber nicht so super spannend und vor allem anziehend finden. Dann folgt unangenehmes Schweigen und wieder ein verpatztes Date.

Das ist tatsächlich etwas, dass DU ganz konkret üben kannst!!

Ich hab grundsätzlich Interesse an anderen Menschen. Ich hab als Kind schon allen Löcher in den Bauch gefragt und finde auch jetzt wirklich bei jedem Thema eine Frage, die mich interessiert. Du baust Lifte? Cool, können die jetzt wirklich abstürzen oder nicht? Du züchtest Schweine? Interessant, also wie ist das jetzt  mit der Massentierhaltung? Du designst Hüte? Wow, wie kommt man auf die Idee? Supercool war da Josh – ein Rucksacktouri den ich auf Bali kennen gelernt habe. Er war Masterblaster – Sprengmeister. Einer der interessantesten Abende seit langem nur mit der Frage, wofür man das braucht, verbracht. 😉

Und mir fällt das leicht, denn mich trägt der Glaubenssatz, dass ich mit jedem Menschen für 1 Stunde plaudern kann.

Bremst dich ein negativer Glaubenssatz aus?

Ich bin überzeugt, dass es auf der ganzen Welt keinen einzigen Job gibt, zu dem mir keine Frage einfällt. Detto Hobbies. Wenn du das Gefühl hast, dass du schon öfters nicht mit Menschen ins Gespräch gekommen bist, dann hindert dich vielleicht ein negativer Glaubenssatz daran.

4. Achte auf Ausgeglichenheit

Gespräche und Vertrauen klappt super, solang Geben und Nehmen (halbwegs) ausgeglichen ist. Wenn ich so drüber nachdenke habe ich mich immer wieder von Menschen distanziert, die nur ihre eigenen Geschichten 3 Stunden lang ausgebreitet haben und dann 30 Minuten für mich übrig hatten. Es hat also auch etwas mit Balance zu tun.

Das heißt nicht, dass du mit der Schachuhr neben eurem Gespräch sitzen musst, es muss nicht mal in ein und demselben Gespräch immer ausgeglichen sein. aber nach etwa 3 oder mehr Treffen wirst du spätestens merken, ob es sich die Waage hält oder nicht. Und wenn du einmal das Gefühl hast, dass zB DU dir zuviel Raum gegeben hast, dann hilft es total fürs gegenseitige Vertrauen und die Beziehung, wenn du das einfach auch so benennst.

Heute habe ich viel Raum für mich eingenommen – danke, dass du mir den gegeben hast. Das nächste Mal achte ich darauf, dass du dran bist!

So ein Satz kann Wunder wirken für eure Verbindung!

5. Sei bereit, anfänglich auch mal die extra Meile zu gehen und nicht gleich auf Ausgeglichenheit zu achten

Das Gleiche gilt übrigens auch für Punkt aktiv den Kontakt suchen. Ich bin immer davon ausgegangen, dass wen ich jemanden neu kennen lerne und eine Freundschaft und Vertrauen aufbauen möchte, dann muss ich mich erst mal dahinter klemmen und die ersten 2-3 Mal vielleicht selbst immer die Initiative ergreifen, bevor ich eine Ausgewogenheit erwarten darf. Manchmal dauerts auch ein wenig, bis das Gegenüber merkt, dass man wirklich Interesse an weiterem Kontakt hat. Es macht wenig Sinn, da von Anfang an auf eine Ausgewogenheit zu achten meiner Meinung nach. Nach einer gewissen Zeit kommt dann eh so ein „Bauchgefühl“, dass es jetzt doch zu einseitig wird. Wenn ich dann noch immer ich die einzige bin, die sich hier engagiert, dann hör ich einfach damit auf und akzeptiere, dass das eben keine engere Freundschaft wird.

Woran ich noch erkenne, dass ich gerade dabei bin, eine gute vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, ist auch mein Bauchgefühl. Ich hab wirklich lang überlegt aber ich finde keine bessere Beschreibung. Es ist ähnlich wie beim Sport, wenn man nach dem Laufen zB ein „Flow-Gefühl“ hat, so erlebe ich das auch bei Gesprächen mit Menschen. Bei manchen plaudert man einfach nur so dahin und das ist fein. Bei manchen flutscht es richtig, macht viel Spaß und ich kann die Verbindung regelrecht spüren. Und mit manchen ist es einfach nur holprig und mühsam. Meiner Erfahrung nach wird es mit den Letztgenannten zumindest bei mir auch nicht besser. 😉

Wenn eure Beziehung zu einseitig ist

Ich erinnere mich an eine Freundin, die ich immer kontaktiert habe, bis es mir zu blöd wurde und ich es einfach gelassen habe, weil wirklich nie ein Anruf von ihrer Seite kam. Nach fast 1 Jahr schrieb sie mir auf Facebook und fragte wie es mir geht. Das hab ich zum Anlass genommen und das angesprochen und ihre Antwort war sehr überraschend für mich: Sie meinte, sie konnte sich nicht vorstellen, dass ich wirklich Interesse an ihrer Freundschaft habe und wollte mir nicht zur Last fallen, deshalb habe sie nie angerufen. In meinem Weltbild ist das völlig irre, wieso sonst hätt ich mich sonst immer wieder melden sollen? Was lernen wir daraus? Seitdem spreche ich es an, wenn ich das Gefühl habe, dass der Kontakt zu einseitig gehalten wird. 🙂

Vertrauen aufbauen und Hochsensibilität

Und hier kommt ein Extra-Einschub für Hochsensible. Gerade dieses Spüren einer Verbindung ist bei hochsensiblen Menschen leicht unterbrochen bzw stellt sich eben nicht oft ein. Ich für mich habe schon festgestellt, dass dieses extreme Spüren von Verbindung und Beziehung fast ausschließlich nur  mit anderen HSP möglich ist. Ich weiß nicht woran das liegt, aber wer sich näher mit dem Thema beschäftigt hat, hat vielleicht schon erkannt: Das Gefühl fehlender Verbindung ist ein (für mich) Extrem-Merkmal von Hochsensiblen. Vielleicht ist es auch besser beschrieben mit dem Gefühl, dass nur einseitig eine Verbindung da ist und einem selbst nicht die entsprechende Zuneigung entgegen gebracht wird von der anderen Seite. Das liegt meiner Meinung nach aber daran, dass eben Nicht-HSP auch im wahrsten Sinne des Wortes auf einer anderen Frequenz schwingen und sich deshalb Übereinstimmung und Flow eher selten einstellen.
Ich hab auch schon festgestellt, dass ich mir in manchen Beziehungen nicht ausreichend geliebt/wertgeschätzt vorgekommen bin und dann anhand von Kleinigkeiten festgestellt habe: stimmt nicht. Mein Gegenüber hat mich genauso gern wie ich ihn – nur kann ich es nicht so spüren.
Wenn du also HSP bist und mit einem oder mehreren Menschen in deiner Umgebung haderst und das Gefühl von fehlender Verbindung hast, frag dich mal, ob es nicht damit zusammenhängen kann.

Vertrauen aufbauen ist ein Prozess. Manche Menschen gehen voller Vertrauen hinein und andere müssen bei neuen Bekanntschaften erst entsprechend Vertrauen aufbauen. Egal welcher Typ Mensch du bist, alles ist ok. Wenn du das Gefühl hast, dass es dir schwer fällt, neue Freundschaften und Vertrauen aufzubauen, dann prüfe anhand der 5 Punkte oben, welcher Schritt dir Schwierigkeiten bereitet. Hindert dich vorab schon das Gefühl, dass sich eh niemand für dich interessiert? Landest du immer in einseitigen Beziehungen (egal ob Freundschaft, Liebesbeziehung oä)? Je nachdem an welcher Schwelle du es für dich schwierig erlebst, sind unterschiedliche Ansätze hilfreich. Oft reicht hier schon ein Mini-Coaching von 1 bis maximal 4 Einheiten. Sollen wir uns es gemeinsam in der Kennenlernstunde gemeinsam anschauen?

Ganz liebe Grüße,

Sabine

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